Literatur als Ware? Einblicke in die Schreibwerkstatt 2017

Foto: Öffentlichen Abschlusslesung mit zahlreichem Publikum im Literaturhaus Lettrétage Kreuzberg.
Vielfältig war sie, die gut besuchte Abschlusslesung der diesjährigen Herbsferienschreibwerkstatt im Lettrétage. Vielfältig waren auch die Möglichkeiten für Austausch, eigenes Schreiben, Experimente z.B. mit Slam-Poetry und Graphic Recording und durch Gespräche mit Expert*innen bei „WARE Wort“, dem Kooperationsseminar von Kreatives Schreiben e.V. und wannseeFORUM vom 23.-27.10.17. Zur Frage „Was macht einen Bestseller aus?“ stand z.B. Bestsellerautor Bov Bjerg („Auerhaus“) Rede und Antwort.

Anregungen erhielten die Teilnehmenden auch durch ein Gespräch mit der Literaturagentin Julia Dösch, ein Skype-Interview mit der Verlegerin Nikola Richter und durch den Besuch des Literarische Colloquium Berlin mit einem Gespräch über Möglichkeiten im Bereich Literatur-Stipendien/Schreiben sowie einer Lesung.

Zu den unterschiedlichen inhaltlichen und methodischen Werkstatteinheiten zählten ein Workshop zu GraficRecording, einer zu SlamPoetry und eine Workshopeinheit zu Visualisierung von Texten. Über das Wort hinaus konnten die Teilnehmenden so auch über nonverbale Techniken neue Zugänge zum Thema und zu eigenen kreativen Arbeitsprozessen entdecken. Auch die Workshopeinheiten zur Auseinandersetzung mit dem Thema und zum Erproben des eigenen Schreibens boten vielfältige Ansätze an wie z.B. zu Kolumne, Gebrauchslyrik, Surreales, Schreiben nach Kassenzetteln, Plotten wie ein Bestsellerautor u.a. In täglichen Kritiksalons wurden zudem die eigenen Texte besprochen.

Bei der öffentlichen Lesung erhielten die Ergebnisse viel Applaus. Nicht alle Texte aber konnten  – aufgrund der Vielzahl – präsentiert werden. Hier daher statt eines Fotoeinblicks ein Text als  Tagesimpression vom 25.10.2017 von Sarah Augustin

„Vor der Theaterkulisse steht ein Mann mit sehr dürren Fingern. Er malt mit Gesten sprachliche Bilder in die Luft. In den spiegelnden Fenstern des Hintergrundes zeichnen sich Schattenschlieren seiner Hände ab, als er seine Geschichten von Adligen wie Marionetten vorführt.
Als er zum Schluss auf der Bühne umherwandert, wackelt die dünne Fassade hinter ihm. Er rückt effektvoll seine dick umrahmten ovalen Brillengläser zurecht. Er verschwindet grinsend durch das Eingangspapptor.
Bei dieser Aufführung gibt es keine Zugabe und es ist immer nur er allein, der auf der Bühne steht. Niemand hat sich je so richtig angeschaut, wohin er verschwindet. Die Kulisse ist die Fassade seines Hauses. Der Bau besteht aus Stein und alten klappernden Schiebefenstern. Im Winter ist es zugig und im Sommer drückend. Das ganze Haus ist vollgestopft mit Kostümen, Büchern und niedrigen Möbeln. Der Schausteller setzt sich an die Theke seiner Landhausküche und kostet von einem Kräutertee. Sehr langsam entspannen sich seine Schulter und er wird wieder zu einer Privatperson.“

Die Schreibwerkstatt „WARE WORT“ war eine Kooperation von Kreatives Schreiben e.V. und Stiftung wannseeFORUM,
unterstützt durch das Projekt »Klartext & Durchblick«, gefördert von der PwC-Stiftung

 

 

 

und wurde gefördert durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie

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