Trauer um C. Wolfgang Müller
*12. November 1928, gest. 21. April 2021
C. Wolfgang Müller war über Jahrzehnte Mitglied des Wannseeheim für Jugendarbeit e.V. – Vor 10 Jahren, als die Jugendbildungsstätte zur Stiftung wannseeFORUM wurde, wählte ihn das Stiftungs-Kuratorium zu seinem 1. Vorsitzenden. Häuser wie das unsrige, nannte er seine Heimat. Er setzte sich mit großer Kraft, Kreativität und Solidarität für die lebendige Umsetzung einer demokratischen Jugendbildungsarbeit ein.
Vor rund 8 Jahren entstand ein Video in unserem ATRIUM, in dem er leidenschaftlich, ernst und heiter, mit einem Wort souverän von seinem Leben und Arbeiten erzählt:
https://www.professionelle-identitaet.de/unsere-interviewpartner/c-w- müller/
Ein Nachruf für C. Wolfgang Müller
von Sabine Behn
Schwerer ist es, das Gedächtnis der Namenlosen zu ehren, als das der Berühmten. Dem Gedächtnis der Namenlosen ist die historische Konstruktion geweiht.
Dieser Spruch befindet sich auf dem beeindruckenden Gedenkort „Passagen“ für Walter Benjamin in Port Bou, Katalonien. Er stammt aus Benjamins Notizen zu seinem letzten, 1939 entstandenen Aufsatz „Über den Begriff der Geschichte“.
Auf den ersten Blick passt dieser Spruch nicht zu C. Wolfgang Müller, der mitnichten ein Namenloser in der Landschaft der Sozialwissenschaftler und Sozialarbeiter war. Aber er beschreibt seine Haltung sehr gut – Wolfgang hat immer einen Blick und ein Herz für die „Namenlosen“ gehabt, ihnen eine Stimme zu geben, war ihm ein wichtiges Anliegen. Auch deshalb hat er sich so für politische Jugendbildung und Empowerment von Jugendlichen eingesetzt
Seitdem ich im Bereich der Jugendforschung/Jugendbildung/Jugendarbeit tätig bin, hat Wolfgang mich begleitet und war einer meiner wichtigsten Mentoren. Persönlich kennengelernt habe ich ihn im August 1992, als er ein Beratertreffen im Rahmen des gerade gestarteten Aktionsprogramms gegen Aggression und Gewalt moderiert hat. Seine inhaltliche Begleitung dieses und der nächsten Beratertreffen, seine ausgleichende Art, sein warmherziges Eingehen auf jede und jeden bildeten für mich einen wunderbaren Einstieg in eine neues Arbeitsfeld und waren für alle Beteiligten eine wichtige Konstante, auf die sie sich verlassen konnten. Wolfgangs Art, mit Gruppen umzugehen und sie zu unterstützen, ohne sie zu führen, hat die Arbeit in dieser heterogenen Beratergruppe sehr angenehm und produktiv gemacht.
Jahre später habe ich die Zusammenarbeit mit Wolfgang auf einer anderen Ebene wieder intensivieren können. Er war Herausgeber der Zeitschrift „Unsere Jugend“, deren Schriftleiterin ich wurde, und so haben wir uns regelmäßig zu Redaktionssitzungen getroffen und über Themenschwerpunkte und einzelne Beiträge diskutiert. Seine klugen und auf den Punkt gebrachten Einschätzungen waren für mich eine unverzichtbare Unterstützung bei der Gestaltung der Zeitschrift.
Wolfgang war Kuratoriumsvorsitzender des wannseeFORUMs, als ich in das Kuratorium aufgenommen wurde, und ich habe mich sehr gefreut, dass wir nun wieder engeren Kontakt hatten. Er hat sich mit Leidenschaft für die politische Jugendbildung und für Demokratiebildung eingesetzt und hat diese Haltung, diese Überzeugung in seine Kuratoriumsarbeit eingebracht. Seine kluge und fast liebevolle Art, die Kuratoriumssitzungen zu leiten, wird uns allen in Erinnerung bleiben.
Wir und viele „Namenlose“ werden ihn sehr vermissen.


Unsere Anzeige im Tagesspiegel am 2.5.2021

Anzeige des Freundeskreis von C.W. Müller im Tagesspiegel vom 2.5.2021
Nachrufe:
AWO Bundesverband
https://awo.org/index.php/trauer-um-carl-wolfgang-mueller
Stiftung SPI
https://www.stiftung-spi.de/die-stiftung/aktuelles/
Universität Siegen
https://www.uni-siegen.de/bak/aktuell/942279.html
