Vom Die zum Wir – Inklusion statt Integration von Willkommensschüler*innen

Fortbildung „WillkommensPat*innen“

Vom „Die da“ zum „Wir“ – so könnte man die drei Seminartage am wannseeFORUM zusammenfassen. Angereist waren Schüler*innen der Louise Schroeder Schule, die teils aus Regelklassen und zum größeren Teil aus Willkommensklassen stammten. Im Gepäck hatten sie die Idee, ein Projekt an ihrer Schule ins Leben zu rufen, welches die jungen Geflüchteten, die in eigenen Klassen fleißig Deutsch pauken, und die übrigen Schüler*innen einander näher bringen. Beäugt würde sich schon, berichteten alle einhellig gleich am Anfang, aber den entscheidenden Schritt, aufeinander zuzugehen, macht man dann doch nicht. Zuviel Schüchternheit wegen der noch schlechten Deutschkenntnisse auf der einen Seite, Berührungsängste wegen zu wenig Informationen über „die Neuen“ auf der anderen Seite seien die Gründe, wurde konstatiert. Und genau hier setzt das Seminarkonzept an: einander kennenlernen, Hindernisse und Vorurteile abbauen, gemeinsam etwas auf die Beine stellen: Botschafter*innen werden für ein Miteinander. Inklusion eben, nicht einseitige Integration.

Und so vereinte der erste Seminartag Teambuilding und gegenseitiges Kennenlernen mit einer inhaltlichen Annäherung an das Thema „Vielfalt“. Mittels verschiedener Kooperationsübungen wurde sinnbildlich der Weg vom gemeinsamen Aufbruch, über das Schreiben einer Projektidee, bis hin zur Umsetzung dieser nachgezeichnet. Abgerundet wurde der Seminarteil dann noch durch eine Bestandsaufnahme: Was haben wir schon an der Schule, was fehlt noch, warum fehlt es noch?

Am zweiten Seminartag ging es dann um eine inhaltliche Vertiefung: Was heißt eigentlich Inklusion, was ist an einseitiger Integration zu kritisieren, wie laufen demokratische Aushandlungsprozesse ab, wie entstehen Vorurteile und wie kann man diese abbauen? Das wurde zeitweise in Kleingruppen erörtert, um gerade den jungen Geflüchteten einen sichereren Rahmen zu bieten, die Scheu abzubauen, sich trotz noch nicht so guter Deutschkenntnisse dennoch zu äußern. Vieles wurde aus eben diesem Grund visualisiert, sprachlich heruntergebrochen, vereinfacht, verständlicher gemacht. Empathievermögen war hier gefragt, die Fähigkeit zum Perspektivwechsel. Aber das wurde ja am ersten Tag schon geübt: Mit verbundenen Augen an einer Übung teilnehmen, die Sprache zwar verstehen, aber nichts sehen.

In der Großgruppe ging es dann am Nachmittag weiter. Mit zwei Betzavta-Übungen (ein Trainingsprogramm der Demokratiebildung aus Israel) wurden Ausgrenzungsmechanismen sichtbar gemacht und gemeinsam reflektiert. Spielerisches Selbsterfahren und Lernen, das abends am Lagerfeuer noch für Gesprächsstoff sorgte.

Der letzte Tag dann stand ganz im Zeichen konkreter Umsetzung des Erfahrenen und Gelernten: Ein Aktionsplan sollte her. Mit Unterstützung der Trainer*innen wurde nun an einem konkreten Projekt gearbeitet: Was wollen wir an der Schule umsetzen, welches müssen die ersten Schritte sein, wer macht was, warum und mit wem? Wer sind unsere Unterstützer? Welche Stolpersteine gibt es?
Als sich Mittwochnachmittag dann die Rollkoffer durch den Kies des wannseeFORUM-Hofs quälten war eines klar: Hier reisten junge Menschen mit einem WIR-Gefühl und großen Plänen im Gepäck ab. In ihren Augen konnte man es sehen.

 

 

Die Maßnahme hat im Rahmen des Projekts „Empowered by Democracy“ des Bundesausschuss politische Bildung (bap e.V.) stattgefunden.

 

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