„Was Tun?! – FREIHEIT und NACHHALTIGKEIT leben“ – Internationale hybride ProjektWERKSTATT

Was bedeuten so große Begriffe wie Freiheit und Nachhaltigkeit für Jugendliche, die an ganz unterschiedlichen Orten in einer globalisierten Welt leben? Die Pandemie schränkte 2021 die Freiheit ein, ein gemeinsames Projekt dazu vor Ort zu realisieren und dafür – wie eigentlich geplant – im wannseeFORUM zu arbeiten und zu übernachten. Digitale Tools und Skills aber ermöglichten den relativ kurzfristigen „Umzug“ in den digitalen Raum für ein Pilotprojekt, das politische Bildung mit interkultureller Bildung, Sprachlernen & handlungsorientierter Medienarbeit verband. Möglich wurde das durch die Kooperation mit dem Goethe-Institut Berlin sowie die Zusammenarbeit aller drei Fachbereiche der Stiftung wannseeFORUM Politische Bildung, Kulturelle Bildung, Neue Medien.

Im Januar 2021 trafen sich als Pilotprojekt 28 Jugendliche aus Berlin und 34 Stipendiat:innen aus aller Welt von der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) des Goethe-Institutes in einer internationalen Projektwerkstatt in hybrider Form. In gemeinsamen parallelen Workshops Rap, Film, Malerei, StopMotion und Musik arbeiteten die Berliner Jugendlichen tagsüber im wannseeFORUM mit 14- bis 17jährigen aus Indonesien, der Mongolei, Thailand, Südkorea, Lettland, Sri Lanka, Georgien, Ukraine und Pakistan an deren Orten zusammen.

Beide Gruppen lernen sich eine Woche vor Seminarbeginn, an zwei Nachmittagen über virtuelle Kanäle kennen. Dabei konnten sie sich gegenseitig ihre Schulen und Lebensorte zeigen. In der ProjektWERKSTATT intensivierten die Teilnehmer:innen vom 25. bis 29.5.22 ihre Zusammenarbeit: In gemischten Gruppen setzen sie sich mit medialen und künstlerischen Mittelnmit dem Thema Freiheit & Nachhaltigkeit auseinander.

Besondere Herausforderung für die Jugendlichen aus Berlin, war es u.a., die deutsche Sprache durch einen intensiven verbalen Austausch ihren internationalen Mitstreiter:innen näher zu bringen und sie damit beim Deutschlernen zu unterstützen und zu motivieren.

Die Jugendlichen aus aller Welt nahmen aufgrund der Zeitverschiebung jeweils nachmittags am Programm teil. In fünf parallel arbeitenden Werkstätten unter der Anleitung professioneller Medienmacher:innen und Künstler:innen tauschen sie sich inhaltlich und medial zum Thema aus, collagierten, filmten, musizierten, modellierten, produzierten, und rappten zu ganz unterschiedlichen Aspekten und Ideen von Freiheit und Nachhaltigkeit – und entwickelten, jeweils an ihrem Ort, auf kreative Weise Medienprodukte, die ihre aktuelle Lebenssituation und ihre Erfahrungen dazu widerspiegeln.

Dabei brachten sie ihre persönlichen Perspektiven und ihre jeweils kulturell geprägten Sichtweisen ein. Sie lernen „internationale und globale Perspektiven und Antworten“ auf große Zukunftsthemen kennen. Trotz technischer Herausforderungen gelang eine tolle Zusammenarbeit.

Die Teilnehmenden wurden sensibilisiert, Möglichkeiten auszuloten durch eigenes Handeln zu nachhaltiger Entwicklung beizutragen. Sie erarbeiten in international zusammengesetzten Teams selbstständig Projekte zu Nachhaltigkeits- und Freiheitsthemen ihrer Wahl. Dabei lernen sie „internationale/globale Perspektiven/Antworten“ auf große Zukunftsthemen kennen.

Was bedeutet Freiheit für dich?
(Wir weisen darauf hin, dass durch den Klick auf die folgenden Bilder und Links Daten an Flickr.com, Audiyou.de und/oder Vimeo.com übermittelt werden, siehe Verlinkung auf die Datenschutzerklärungen der Dienste und Datenschutzerklärung des wannseeFORUM.)

Eine Beispiel aus der Video Werkstatt visualisiert Freiheit, Internationalität und Nachhaltigkeit in 7:01 min. auf sehr poetische Weise: ein Papierflieger, der vom Wind getragen durch die Welt von Person zu Person, von Ort zu Ort und von Videobild zu Videobild fliegt und die Sichtweisen der Jugendlichen zu Freiheit aufnimmt:

„Was bedeutet Freiheit für dich“: Freiheit bedeutet für mich:

  • Alles zu lernen was ich möchte, genauer gesagt möchte ich zu einer Uni gehen die zu mir passt.
  • Mein Traum ist Professor der Germanistik.
  • Die Grenzen meiner Freiheit sind leider sehr weit von mir
  • Ich möchte gerne mehr Zeit mit meiner Familie und Freunde verbringen
  • Aber leider habe ich nur sehr wenig Freizeit wegen der Schule
  • Wegen Corona können wir nichts zu Hause machen und es gibt nichts was Spaß machen könnte
  • Freiheit bedeutet für mich, unabhängig von Gedanken und Meinungen von anderen zu sein
  • Die Grenzen meiner Freiheit entstehen dann, wenn ich die Freiheit einer anderen Person einschränke.
  • Freiheit bedeutet Meinungsfreiheit.
  • Freiheit ist für mich die Möglichkeit sich auszuleben und auszudrücken, wie man möchte, ohne dass man unterdrückt oder eingeschränkt wird.
  • Meine persönliche Freiheit ist zu lieben, zu glauben und mich frei auszudrücken…

 Die Kurzfilme „Two sides“ und „Lieblingsorte“ zeigen jugendliche Alltagsorte, die durch sehr unterschiedlich Aspekte von Freiheit geprägt sind – von der individuellen bis zur politischen, historischen Ebene.

Wie aber sieht in Hinblick auf Freiheit und Nachhaltigkeit die Zukunft aus?
Die Stop-Motion-Werkstatt gestaltete ihre Version einer „Stadt der Zukunft“

Freiheit und Chancengleichheit?

In der Rap-Werkstatt warfen die Teilnehmenden Fragen zu Freiheit und Chancengleichheit auf. Das Video konnte leider nicht veröffentlich werden, da nicht alle dazu ihre Zustimmung gaben: auch das Recht am eigenen Bild ist ein hohes Gut und insbesondere im Zusammenhang mit praktischer Medienarbeit im wannseeFORUM ein wichtiges Thema, wenn es um die Mitgestaltung des digitalen öffentlichen Raumes durch jugendliche Medienprodukte, eigene individuelle Bedarfe und Persönlichkeitsrechte geht. Ein Textauszug gibt einen kleinen Einblick in die Werkstatt:  

Rap: „Chancengleichheit“ (nicht von allen Teilnehmenden zur Veröffentlichung freigegeben)

„…sie sagen euch, dass ihr überall frei seid,
scheiß egal, ob ihr arm oder reich seid,
doch ihr bekommt nichts all ihr Beileid.
Keine Chance auf Chancengleichheit.
Wir sagen euch, dass ihr nicht überall frei seid.
Is nicht egal, ob ihr arm oder reich seid,
und ihr bekommt, nicht mal ihr Beileid,
denn hier gibt’s keine Chance auf Chancengleichheit

Es gibt einen Unterschied zwischen Armen und Reichen
alle haben Chancen aber nicht die gleichen

jeder Mensch hat ein Recht auf Freiheit,
wo bleibt die Chancengleichheit?
…“

Bilder und Sounds zum Thema

Auch die Werkstattgruppen Malerei und Musik recherchierten und dikutierten zu Freiheit und Nachhaltigkeit, um sich dann zeichnerisch bzw in Soundaufnahmen auszudrücken und die Ergebnisse darauss jeweils im Gespräch zu einem Gemeinschaftsprodukt zu inszenieren/arrangieren. Die Malerei-Ausstellung entstand aus zugesendeten Zeichnungen, die vor Ort ausgedruckt und gemeinsam angeordnet wurden (z.B. Schiffscollage). Auch Soundcollage und Song entstand über den digitalen Austausch von Dateien/Aufnahmen und das Gespräch darüber. „Wie klingt das Leben (in der Pandemie)?“ – zu hören ist das hier auf Audiyou.

Lernprozesse aller Beteiligten

Die positiven Ergebnisse der Evaluation bestätigen die Stimmigkeit des Seminarkonzepts: Politische und kulturelle Bildung lassen sich konstruktiv miteinander sowie mit Sprach- und Medienlernen sowie mit internationaler Begegnung verknüpfen, der – wenn auch „nur“ in virtueller Form  – den meisten teilnehmenden Jugendlichen neue Sichtweisen eröffnet hat. Wie wichtig die Auseinandersetzung mit Freiheit und Nachhaltigkeit in einem internationalen Austausch gerade in Zeiten der Pandemie ist, wurde auch von den Teilnehmenden reflektiert und betont.

Einige internationale Pasch Stipendiat:innen waren in ihrem Land gerade im Lock-Down und konnten sich nur eingeschränkt „frei“ bewegen, was bezüglich des Themas Freiheit viele persönliche und gesellschaftliche Fragestellungen aufwarf.

Auch für die Stiftung wannseeFORUM ist das Seminar ein Erfolg hinsichtlich der Zusammenarbeit aller Fachbereiche bei der inhaltlichen, technischen und methodischen Vorbereitung und Durchführung des Hybridseminars.

Durch die Corona-Pandemie bekam die Digitalisierung in der Jugendbildung – so auch bei uns – einen deutlichen Schub. Im wannseeFORUM konnten wir schon auf langjährige Erfahrungen mit online basierten kollaborativen Tools zurückgreifen. Nach ersten Onlineseminaren im Dezember 2020 entstanden im Februar 2021 „Wohlfühl“-Seminarregeln“ für ein digitales Miteinander.
Mit jedem weiteren Online- und Hybridseminar wuchsen Wissen, Erfahrungen und Materialien sowie der Bedarf des Austausches dazu. Unter dem Titel „Im Zoom: Methoden und Tools für digital gestütztes Lernen während und nach der Pandemie“
konnten wir von der bpb geförderte Online-Fortbildungen dazu durchführen. Wir starteten zuerst intern im pädagogischen Team, um eigene Herangehensweisen zu qualifizieren – auch für die internationale Projetwerkstatt. Dabei entstandene Konzepte und umfangreiche Erfahrungen gaben wir anschließend in zwei Veranstaltungen bundesweit an Dritte weiter zu themen- und medienübergreifenden Herausforderungen und zu medienspezifische Herausforderungen von der Film- bis zur Audioproduktion.
Aus den Seminarerfahrungen entstand im Juli 2021 das Positionspapier der Stiftung wannseeFORUM zur Durchführung von digitalen Bildungsformaten, das überarbeitet im Jahresbericht 2022 erscheinen wird.

Unsere Erfahrungen werden wir auch weiter für digital gestütztes Lernen in unterschiedlichen Seminarformaten nutzen und weiterentwickeln – wir freuen uns auf weitere spannende Formate!

Das Projekt wurde gefördert durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und durch die Kooperation mit dem Goethe-Institut Berlin