Gründung und Einweihung des “Wannseeheim für Jugendarbeit e.V.”

Die Gründung des Vereins hatte eine Vorgeschichte. Schon rasch nach Kriegsende, der Berliner Bezirk Wannsee gehörte zur US-amerikanischen Besatzungszone, bemühten sich die Amerikaner im Interesse ihres re-education-program um unbelastete deutsche Partner. Sie fanden sie unter den Gegnern der Nationalsozialisten, die sich für die demokratische Erneuerung Deutschlands einsetzten. Es fanden sich Männer und Frauen der beiden großen Kirchen, aber auch der von den Nationalsozialisten unterdrückten politischen Gruppierungen und Parteien zusammen, die der deutschen Jugend in den Wirren der Nachkriegszeit neue Orientierung, demokratische Werte – eine Zukunft in einer Demokratie – vermitteln wollten.

Die Amerikaner gründeten schon 1947 das “Camp of Wannsee”, in dem sie mit diesen Menschen zusammen arbeiteten. Mit dem Kalten Krieg, der Berliner Blockade und der Gründung zweier deutscher Staaten musste sich die demokratische Zukunfts- und Jugendarbeit vor allem auf den westlichen Teil Berlins beziehen. Sie nutzten dafür bis 1951 das Heim des “Mädchen-Ruderverbandes” am Kleinen Wannsee in der Bismarckstraße. Ihre pädagogischen Mittel waren: Gruppen- und Projektarbeit, demokratische Führung und Jugendgruppen-Leiter-Ausbildung, Laienspiel und die Förderung eines neuen Verhältnisses zwischen Jungen und Mädchenarbeit (Koedukation), aber auch Square-Dance und politische Aufklärung.

Aus der Gruppe der deutschen Partner bildete sich eine aktive, plural orientierte  Gruppe heraus, die 1951 den Verein Wannseeheim für Jugendarbeit e.V. gründete, der von den Amerikanern als verlässlicher Partner diese Arbeit in Eigenverantwortung übertragen bekam. Gleichzeitig wurde dem Verein die ehemalige Villa Joergers als Heimstätte übertragen. Die Mittel für den Kauf von Gebäude und Grundstück kamen aus dem Mc-Cloy-Fonds. Heute erinnert eine Gedenktafel im Eingangsportal des Landhauses daran.

Am 19.7.1951 konnte das “Wannseeheim für Jugendarbeit e.V.” mit seiner “Jugendleiterschule” in der ehemaligen Villa Joerger am Pohlesee durch den damaligen Regierenden Bürgermeister Ernst Reuter eingeweiht werden. Schwerpunkte der Arbeit waren: Internationale Begegnungen, Jugendgruppen-Leiterausbildung und die konkrete Arbeit mit Jugendlichen. Ziele: Erziehung zur Demokratie mittels Square-Dance, Singen, Theater, Gruppenpädagogik,  Konzentration auf Gymnasiasten, Fach- und Fachhochschüler, Ost-West-Seminare. Der erste Vorsitzende des sich “stürmisch” entwickelnden Vereins war der katholische Jugendpfarrer und Kaplan Dr. Stasi-Edmund Szydnik. Der erste Leiter des Hauses war der evangelische Pastor Hermann Berger.


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