„Die Welt is(s)t… – Ernährung und Globalisierung“ 2015

Ein Seminar zur Ernährung in der globalisierten Welt

Welches ist der größte Lebensmittelkonzern weltweit: Pepsico, Nestlé, Tyson oder Kraft? Wie viele verschiedene Apfelsorten gibt es weltweit in etwa: 30.000, 54, 150.000 oder 2000? Aus welchem Land stammen die Croissants ursprünglich: Türkei, Frankreich, England oder Österreich?
– eine Auswahl der Fragen und Antwortmöglichkeiten beim “Ernährungs-Quiz”, mit dem die 26 Schüler*innen der Carl-von-Ossietzky-Schule im Seminar “Die Welt is(s)t… – Ernährung und Globalisierung” (30.11.-5.12.2015) spielerisch ins Thema fanden.

Exkursion der Rap- und der Theater-Werkstatt: Ausstellung CULINARIUM

Das Menschenrecht auf Nahrung und der „stille Hunger“

Die Einführung in die komplexe Thematik setzte sich mit einem Vortrag von Mareike Bethge, Referentin zum Schwerpunktthema „Satt ist nicht genug! Zukunft braucht gesunde Ernährung“ bei Brot für die Welt, fort. Die Leitfragen ihrer Präsentation waren: „Was bedeutet eine gesunde Ernährung und welche Auswirkungen haben Globalisierungsprozesse auf die Essgewohnheiten weltweit?“ Im Vortrag wurde außerdem auf das Recht auf angemessene Nahrung als Menschenrecht eingegangen, Begriffe wie „stiller Hunger“, „Mangel-/Unterernährung“ oder „Landraub“ geklärt sowie Informationen zu der Situation in den Entwicklungs- und Industrieländern geliefert. Anhand von Statistiken wurde verdeutlicht, dass bestimmte Gruppen aufgrund ihrer sozioökonomischen Situation (z.B. Frauen, Kleinbauer*innen usw.) bzw. ihrer physiologischen Bedingungen (z.B. Säuglinge, Kinder, schwangere und stillende Frauen usw.) stärker von Hunger – und damit auch von Mangelernährung – betroffen sind. Hier wurden auch die Zusammenhänge zwischen der Macht der global agierenden Lebensmittelkonzernen und der Situation der Kleinbauer*innen in den Entwicklungsländern aufgezeigt sowie die Auswirkungen unseres Ernährungsstils auf das Leben in der globalen Welt thematisiert.

„Wir wurden ausgenommen!“

Im darauf anschließenden Planspiel „Wer verdient an der Banane?“ hatten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, sich in die Rolle der an der Produktion und dem Handel von Bananen beteiligten Akteure hineinzuversetzen. In der Auswertungsrunde kam vor allem die stark benachteiligte Situation der Bananenpflücker*innen, die sich in ökonomischer Abhängigkeit von den Entscheidungen anderer Entscheidungsträger*innen (Plantagebesitzer*in, Export/Import-Firmen und Supermarkt-Ketten) befinden, zur Sprache: „Wir wurden ausgenommen!“, war die Schlussfolgerung eines „Plantagearbeiters“. Das extreme Machtgefälle zwischen den Rollen sorgte nicht nur für Empörung, sondern brachte auch eine Diskussion bezüglich der eigenen Handlungsmöglichkeiten als Konsument*innen in Gange.

Planspiel zur Bananenproduktionskette

 

Nach dem gemeinsamen Einstieg arbeiteten die Teilnehmenden ab dem zweiten Seminartag in drei Werkstattgruppen (Rap, Theater und Audio/Weblog) und stellten ihre Erkenntnisse und Positionen zu unterschiedlichen Facetten des Themenkomplexes im jeweiligen Medium dar.

In der Werkstatt „Rap“ beschäftigten sich die Teilnehmer*innen mit den Themen Ausbeutung auf dem globalen Nahrungsmittelmarkt und Verschwendung. Sie schrieben ihre eigenen Texte, probten und nahmen das Beste auf. Darüber hinaus produzierte die Gruppe ein eigenes Musikvideo, das am vorletzten Seminartag zusätzlich zu ihrer Live-Performance den Gästen präsentiert wurde.

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Die Teilnehmenden der Theater-Werkstatt entwickelten ein eigenes Stück, das sich in 2030 abspielt, dem Jahr in dem die Frist zur Umsetzung der insgesamt siebzehn „nachhaltigen Entwicklungszielen“ der Vereinten Nationen – darunter die Beseitigung des Hungers in der Welt – verstreicht. Global scheint es allerdings keine großen Veränderungen gegeben zu haben – trotz des Diskurses des Erzählers, der eine „bessere“ Welt, in der z.B. auf dem Arbeitsmarkt faire Bedingungen herrschen, beschreibt: Im fiktiven Staat Aliambra werden die Bananenpflücker*innen vom Feldherren ausgebeutet, der seinerseits versucht, den Qualitätsanforderungen des Königs an die Bananen gerecht zu werden. In einem „anderen Weltteil“ wiederum gehören der übermäßige Konsum von Junk Food und Essstörungen infolge der medial verbreiteten Schlankheitsidealen zum Alltag der weiblichen Protagonistinnen. „Gerechtigkeit“ ist, was die jugendlichen Schauspieler*innen am Ende des Theaterstücks fordern.

Theater-Werkstatt

Die künstlerische Arbeit flankierten die Werkstattgruppen „Rap“ und „Theater“ mit einer Exkursion auf der Domäne Dahlem, wo sie die Ausstellung „Culinarium“ besuchten und abschließend ein Gespräch mit Katharina Olschenka, Mitbegründerin des Lieferservices „Lokalbestellt“, führten.

In der Werkstatt „Audio/Weblog“ beschäftigten sich die Teilnehmer*innen hauptsächlich mit den Entstehungsbedingungen und der Herkunft von Lebensmitteln. Die entstandenen Audio-Beiträge präsentierten sie in Form einer Radiosendung, die sie „36.1 Ernährung in Berlin FM“ betitelten. Herzstück der Sendung: Eine Reportage aus der Markthalle NEUN in Kreuzberg, in der unterschiedliche Standverkäufer*innen, die z.T. gleichzeitig auch Selbsterzeuger*innen aus der Region sind, zu Wort kommen und ihre regionalen bzw. BIO-Produkte vorstellen. Der Beitrag wurde außerdem durch ein Gespräch mit Florian Kliem, Mitbegründer der Kantine NEUN, bereichert. Der Lebensmittelexperte plädierte im Interview für die Sichtbarmachung der Herkunft von Nahrungsmitteln und ihren lokalen sowie globalen Produktionsumständen. So könne man bei den Konsument*innen einerseits die Wertschätzung für Nahrungsmittel fördern und sie andererseits für die Auswirkungen ihres Konsumverhaltens sensibilisieren.

Exkursion der Audio/Weblog-Werkstatt: Interview mit Florian Kliem (u.a. Mitbegründer der "Katine NEUN" in der Kreuzberger "Markthalle NEUN"

Neben der Radiosendung erstellten die Teilnehmenden dieser Werkstatt eine eigene Internet-Präsenz mit dem Titel „ErnährungInBerlin“, auf der die Ergebnisse aller Arbeitsgruppen eingebunden wurden.

 

Foto-Impressionen von den sechs gemeinsamen Seminartagen bei Flickr

 

Das Seminar wurde finanziert durch die Bundeszentrale für politische Bildung und die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft.

BPB

Logo Senatsverwaltung Bildung, Jugend und Wissenschaft

 


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