Wie sieht unsere digitale Gesellschaft heute und zukünftig aus?
„2060: IT-Giganten, Pharmakonzerne und Versicherer haben sich zusammengesetzt und das Unmögliche möglich gemacht: Eine gesunde Welt!“ Die sensationelle Nachricht stammt aus einem der selbst geschrieben Texte der Werkstattgruppe „Inszenierte Lesung“ im Seminar „Gesellschaft X.0 – Alles vernetzt?“. „Politiker und Bürger haben … herausgefunden, dass sich durch Selbstvermessung die Leistung der Menschen in allen Bereichen verbessert hat“, heißt es dort weiter. Einige Szenen später werden in der Inszenierung „Quantified Self“ allerdings Menschen, die wenig Sport treiben und viel Kaffee trinken, von der Krankenversicherung in den „Useless Customer unlimited“ Tarif eingestuft. Verändern sich einzelner Mensch und Gesellschaft durch Fitnessarmbänder? Lassen sich über Digitalisierung und Datenverarbeitung weltweite Probleme wie Krankheit, Mobilität, Demokratisierung lösen?
Recherchiert, diskutiert und eigene Beiträge dazu produziert haben dazu Auszubildende des OSZ Louise Schroeder vom 4. bis 9. April in fünf unterschiedlichen Werkstattgruppen mit verschiedenen Schwerpunktthemen.
In ihrem Hörspiel „Kimchi yeah – 2020. Eine Utopie“ verbindet die Audiowerkstattgruppe unbekannte Flugobjekte, Wahlkampfstrategien mit Hilfe smarter Datenbrillen, einen Massencrash selbstfahrender Autos und weitere Zukunftsvisionen mit der Frage nach Digitalisierung und Freiheit.
Die Multimedia-Werkstatt schaltet dazu u.a. auf ihrem Blog Stellenanzeigen und einen Imagefilm für „Webcops“, die für Sicherheit sorgen. In Werbespot „we hide you“ verspricht eine Agentur auf dem Blog die Erstellung eines makellosen Images im Netz. Der Clip „Caritim-Lens – die Zukunft im Augenblick“ wirbt zudem für eine Kontaktlinse, mit der man nicht nur im Dunkeln und unter Wasser alles sehen sondern gleichzeitig auch Zoomen und direkte Foto- sowie Videoaufnahmen erstellen kann. Rosige Aussichten oder düstere Visionen?
Über analoge Technologien nähert sich die Werkstattgruppe Schwarz-Weiß-Fotografie der Auseinandersetzung mit einer bereits allgegenwärtigen digitalen Bilderflut und dem Verhältnis zwischen individueller und Technik dominierter Entscheidung bei der Bildproduktion und deren Inhalten. Die ausgestellten Fotoserien widerspiegeln u.a. Veränderungen in Stadtlandschaft und Alltagshandeln durch ständige Technikpräsenz. Ebenso wird das Verhältnis zwischen individuellen Blickwinkeln, durch Geräte beeinflusste Wahrnehmung und daraus resultierende Abbildungsformen thematisiert – in einmaligen Originalabzügen aus dem Schwarz-Weiß-Labor.
Bei der Abschlusspräsentation der Comicgruppe bleibt jedes Einzelblatt des gemeinsam entwickelten Comics „Willst du das wirklich?“ leider nur einige Sekunden stehen, dann zerstört es sich – so wie in der App von Snapchat, einem aktuell stark wachsenden Instant-Messaging-Dienst zum Versenden von Bildern. Die Zerstörung ist allerdings nur simuliert. Die Originale bleiben erhalten – auch hier ebenso wie bei Snapchat, wie die Gruppe überrascht beim Blick in die AGBs feststellt. Die Rolle von Foto-Communities im eigenen sozialen Alltag verband diese Werkstattgruppe mit der Frage nach der Bedeutung von Bildern und Comics im Journalismus. Input gab es dafür auch in einem spannenden, per Skype geführten Gespräch mit Dirk Walbrühl zum Ansatz des konstruktiven Journalismus , wie ihn „Perspektiv Daily“ verfolgt. „Wie könnte die Zukunft des Journalismus aussehen?“, lautete eine Frage der Comicgruppe, die sich auch in kommenden Seminaren zu „Gesellschaft X.0 – Alles vernetzt“ wiederfinden wird: Zum Beispiel beim nächsten Seminartermin: 20.-25. Juni 2016.
Weitere Impressionen aus dem Seminar
Das Seminar wurde gefördert durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft
und fand im Rahmen der Mitarbeit im Programm „Politische Jugendbildung im AdB“ in der Projektgruppe „Globalisierung und Medienkommunikation“ statt.
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