„gangway to wannsee“ – Zusammenarbeit mit Jugendsozialarbeit

„Türen öffnen – Jugendliche erreichen“ ist der Titel eines Themenschwerpunktes im 2022 erfolgreich gestellten Antrag „Politische Jugendbildung im AdB“. In gemeinsameN SeminarprojekteN mit Jugendlichen und Multiplikator:innen geht es um das Voneinanderlernen der Kooperationspartner wannseeFORUM und Gangway e.V. (Straßensozialarbeit in Berlin): Ziel ist es, Formate der politischen Jugendbildung als Zusammenarbeit von Bildungsstätte mit Übernachtung und offener Jugendsozialarbeit beispielhaft auszuloten und zu entwickeln.

Wir möchten im wannseeFORUM geschützte Ermöglichungsräume schaffen, in denen alle Beteiligten miteinander lernen, sich für einander einsetzen und dabei Selbstwirksamkeit und Empowerment erleben können.

In 2023 gab es als Kooperation mit Gangway e.V. erste Kurzformate der „offenen Tür“ als „Schnupper-Wochenenden“, um das wannseeFORUM als Lernort kennenlernen zu können.

Das gemeinsame Sommerprojekt „Gangway-Summertime“ war für alle Seminarbeteiligten ein erster Schritt des Ausprobierens eines Formates politischer Jugendbildung für Austausch und Ideenentwicklung zu selbst gewählten gesellschaftspolitische Themen mit Bezug zur lokalen Lebenswirklichkeit der teilnehmenden Jugendlichen, junge Erwachsenen und Multiplikator:innen.


Elementar dafür ist der Bildungsansatz des Streetcolleges von Gangway. Der Erfahrung Jugendlicher, in der Regel in vorgefertigten Lernsettings/Angeboten agieren zu müssen, wird hier ausdrücklich die Selbstbestimmung von Lerninhalten, -formen und -zeiten und auch Lernzielen entgegengesetzt. Dem entsprechend wurde ein Programm entwickelt, das diesem Ansatz innerhalb der Rahmenbedingungen des wannseeFORUMs von Bildungszielen, Förderbedingungen bis Tagungslogistik entsprach.

Zum Seminarstart stand das gegenseitige Kennenlernen und der Austausch aller Seminarbeteiligten zu Lerninhalten-, formen und -zielen im Mittelpunkt. Inhaltlicher Ausgangspunkt waren zwei bereits gestartet Projekte des Streetcolleges: ein Filmprojekt zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie das Ausstellungsvorhaben „Metamorphosen. Was macht Berlin mit mir“. Damit ging es um Inhalte, die auch im wannseeFORUMs einen Schwerpunkt bilden: die Auseinandersetzung mit jugendlicher Lebenswirklichkeit in Berlin als Ort, an dem sich gesellschaftliche Krisen und Veränderungsprozesse besonders stark zeigen. Bereits im Vorfeld mit potentiell Teilnehmenden besprochenes Ziel der Seminartage im wannseeFORUM war es, dazu inhaltlich/ gesellschaftspolitisch weiter zu diskutieren, neue Ideen zu entwickeln und in unterschiedlichen Medien umzusetzen. Zu Seminarbeginn wurden daher Möglichkeiten/Rahmenbedingungen im wannseeFORUM erkundet (von der Respektcharta bis zur Filmausrüstung) sowie alle Bedarfe besprochen, das wannseeFORUM als Safe Space und selbstbestimmten Lernort den Bildungsansätzen beider Kooperationspartner entsprechend ausfüllen zu können.

Räumlich standen verschiedene Orte für die kreative Medienproduktion zur Verfügung, verbunden immer mit inhaltlicher und technischer Anleitung durch Dozent:innen/ teilnehmende Multiplikator:innen und/oderSozialarbeiter:innen. Im Filmbereich entstanden kapitalismuskritische (so die Selbstreflexion von Teilnehmenden) Werbesports zu Umweltschutz/Nachhaltigkeit sowie eine Tanzchoreografie zum Thema Verbindung Mensch-Erde und das Storyboard für deren Verfilmung. Für die Umsetzung wurden Kamera- und Schnitttechniken vermittelt. Als neues Filmprojekt entstanden zudem zu Fragen von Herkunft, Identität, Respekt und Handlungsoptionen der:s Einzelnen im gesellschaftliche Miteinander Skript und Aufnahmen für Szenen aus Goethes „Iphigenie auf Tauris“ als klassischem Drama zu Gleichheit, Autonomie, Menschenbild, Humanismus. Als Idee von einem Teilnehmenden mitgebracht, diskutierte eine Kleingruppe die politische Relevanz für sie als Jugendliche und entwarfen daraus ihre Interpretation.

Für eigene nonverbale Ausdrucksmöglichkeiten zum Thema „Was macht Berlin mit mir“ wurden Möglichkeiten der Cyanotypie als fotografischem Druckverfahren, Papierherstellung und Malerei erprobt. Alle Angebote konnten von allen ausprobiert werden, so dass auch die Filmgruppe z.B. mit Cyanotypie experimentierte. In der Malerei entstanden z.B. Bilder für die Reihe „Meine Nachbar:innen“, mit Cyanotypie und Folien wurden Bildmotive zur unterschiedlichen Perspektiven auf die Lebenswirklichkeit in Berlin (z.B. bezüglich LGBTQIA*) gestaltet.

Aufgrund der Prozesshaftigkeit des Seminars war die Fertigstellung und sofortige Präsentation von Produkten kein Lernziel. Alle im „Gangway-Summertime“-Seminar entstandenen bzw. begonnen Arbeiten sollen in Live-Performances/Ausstellungen im Stadtraum Berlin gezeigt werden und so für alle Teilnehmenden und Multiplikator:innen als weitere Selbstwirksamkeitserfahrung wirksam werden.


Das Seminar wurde gefördert durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie.
Es fand im Rahmen der Mitarbeit im Programm „Politische Jugendbildung im AdB“ in  der Projektgruppe „Soziale Frage und politische Teilhabe“ statt, gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.