Ein Seminar mit Erzieherfachschüler*innen über Möglichkeiten, Zukunft aktiv zu gestalten:
Die Aussichten scheinen eher düster. Im Jahre 2025 ist in Familien die Face-to-Face-Kommunikation und physische Interaktion gänzlich zum Erliegen gekommen. Stumm gehen alle auf – inzwischen immateriellen Oberflächen – im Raum wischend ihren individuellen digitalen Wegen nach. Sieht so unsere Zukunft in zehn, zwanzig und mehr Jahren aus? Welche Möglichkeiten haben wir heute, um aktiv und konstruktiv das Morgen zu gestalten?
Der beschriebene szenische Antwortversuch gibt einen Einblick in die Einstiegsdiskussion „Was wäre, wenn 2025….“ im Seminar „Wie wir leben wollen – Zukunftsszenarien: Heute das Morgen denken“. Angehende Erzieher*innen arbeiteten vom 14. bis 18. Dezember 2015 in den fünf parallelen Werkstattgruppen Multimedia, Comic-Druck, Audio, Inszenierte Lesung und Schwarz-Weiß-Fotografie zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten von Zukunftsgestaltung. Dazu zählten die Auseinandersetzung mit Diversität, mit der Veränderung von Medienkommunikation, das Ausloten der Beziehung von Freiheit und Solidarität sowie Anforderungen an und Erziehung zu demokratischem Handeln. Verbunden waren alle durch die Herausforderung, im Laufe des Seminars Risiken und Gefahren ebenso zu betrachten wie positive Chancen, um daraus eigene Handlungsoptionen zur Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft mit einem erstrebenswerten Alltag zu entwickeln.
Von Tomas Morus’s “Utopia” über Georg Orwells “1984” bis zu den aktuellen UN-Milleniumszielen, den Megatrends des Zukunftsforschers Matthias Horx oder aktuellen Ereignissen – Anregungsmöglichkeiten und Ansatzpunkte über Zukunft zu diskutieren sind vielgestaltig. In allen Werkstätten bildete der individuelle Zugang zum Schwerpunktaspekt der Gruppe den Ausgangspunkt für die Entwicklung gemeinsamer inhaltlicher Fragestellungen und Recherchen. Je nach Medium wurden dazu Projektideen entwickelt, erprobt und umgesetzt. Die Teilnehmenden stellten dabei Familie und Schule als Orte alltäglich gelebter Gesellschaft in den Mittelpunkt und diskutierten damit verbundene Interessenkonflikte, Handlungsbedarfe und Gestaltungsmöglichkeiten – aktuell und zukünftig. Insbesondere für angehende Erzieher*innen zukünftiger Akteur*innen gesellschaftlichen Zusammenlebens und Handelns ist es grundlegend unterschiedliche Blickwinkel kennenzulernen und später auch vermitteln zu können.
Im Seminar konnten die Teilnehmenden dabei als aktive Produzent*innen von analogem und digitalem Content selbst handlungsorientierte Lernansätze erproben. Die am Seminarende vor Gästen präsentierten Produkte von der Ausstellung bis zum Video sind Ergebnisse vielfältiger Recherche- und Diskussionsprozesse, die diese zum Teil widerspiegeln.
Als Satire angelegt ist das Hörspiel der Audiogruppe über Zugangsgerechtigkeit im Schulalltag. Über eine fiktive Geschichte wird die Diskussion über Hierarchien, Machtverhältnissen, Möglichkeiten von Mitbestimmung, Protest und Engagement in der Schule deutlich. In der Aufführung „Was nun?“ widerspiegelte die Werkstattgruppe Inszenierte Lesung in eigenen Texten und Szenen ihre Diskussion darüber, ob und wie man Kinder zu demokratischem Verständnis und Handeln erziehen kann. Die Comic-Druck-Gruppe präsentierte in ihrer Ausstellung Bildgeschichten zum Thema Freiheit der/des Einzelnen und Solidarität in der Gesellschaft. Bilder als Konstruktion von „Normalität“ und „Andersartigkeit“ zeigte die Gruppe Schwarz-Weiß-Fotografie u.a. in Fotoserien wie „Familien“ oder „Was ist normal“.
Der Film der Multimediagruppe „Flash back to…“ erzählt über einen Opa-Enkelin-Dialog von Veränderungen der Nutzung digitaler Geräte und Gestaltung sozialer Beziehungen. Im Vergleich früher und heute werden Konflikte durch unterschiedliche Sichtweisen auf und Nutzungsroutinen von digitaler Technik sichtbar, die Ausdruck digitale Spaltung sind – und gesellschaftlicher Diskurse bedürfen!
Die Auseinandersetzung mit Zukunftsgestaltung ist und bleibt ein grundlegender Gegenstand politischer Bildung. Ob Technikentwicklung oder Fluchtproblematik – angesichts zunehmender offener Fragen der globalisierten Gesellschaft gehört zum Lernprozess auch die Erkenntnis des Fehlens allgemeingültiger Antworten und der damit verbundenen Notwendigkeit, sich aus unterschiedlichen Informationen, Positionen, Blickwinkeln selbst Sichtweisen erarbeiten und Haltungen entwickeln zu müssen, die wiederum steten Veränderungsprozessen unterliegen. Wie wir zusammen leben wollen, müssen wir bewusst zum Thema von Dialog und Lernen machen.
Das Seminar wurde gefördert durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft und fand im Rahmen der Mitarbeit des wannseeFORUMs in der Projektgruppe „Globalisierung und Medienkommunikation“ im Bundesprogramm „Politische Jugendbildung im AdB“ (Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten), gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, statt.
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